GegenStandpunkt 3-20 ist
am 18. September erschienen
Aus dem Inhalt:
Allenthalben kapitalistische Normalität: Geschäft, Gewalt und jede Menge Moral
Die Pandemie namens Corona war auch im zweiten Quartal 2020 das alles beherrschende Thema, und der das Thema beherrschende Tenor war Die elende Sehnsucht nach ‚Normalität‘. Wie wenig die ‚normalen‘, nämlich hier und weltweit alternativlos herrschenden wirtschaftlichen und politischen Zustände irgendeine Anhänglichkeit oder Sehnsucht verdienen, das zeigt nicht zuletzt der pandemische Ausnahmezustand selbst:
Die öffentliche Debatte um die Frage „Wer oder was ist systemrelevant?“ angesichts von Lock-down-Verfügungen samt Ausnahmen, Sonderschichten samt eventuellen Extravergütungen und einer Runde gratis Wertschätzung für Pflegekräfte etc. war zwar an verlogener Moral nicht zu überbieten. Aber alle wirklichen Schäden und die praktischen Maßnahmen der Obrigkeit machen umso deutlicher: ‚Relevant‘ oder nicht – das entscheidet sich an der Logik marktwirtschaftlicher Normalität. Und die ist nun einmal eine der kapitalistischen Ausbeutung, entsprechender Reichtumsvermehrung auf der einen, einer massenhaften, teils nützlichen, teils bloß unnützen Armut auf der anderen Seite. Daran ändert sich auch in Zeiten der Seuche nichts.
Ein unappetitlich deutliches Beispiel dafür bot Der Fleischskandal. Die zum x-ten Mal ‚aufgedeckten‘ Normalzustände in deutschen Fleischfabriken mit ihren Arbeits-, Lohn- und Behausungsverhältnissen; das nach allen Regeln demokratischer Normalität abgearbeitete Drehbuch fürs öffentliche Auf- und Abregen; bis hin zur epochemachenden Initiative des zuständigen Ministers zur Überführung der Niedriglöhner im Schlachtergewerbe ins Idyll normal sozialversicherungspflichtiger Ausbeutung: Marktwirtschaft & Demokratie normal, also zum Abgewöhnen. Weiterlesen